Brunnenbach
Ein Tag am Brunnenbach
Als ich vor einigen Jahren mit meiner mittlerweile betagten Hündin immer wieder mal von Königsbrunn nach Haunstetten spazierte, stach mir dieses kleine, glasklare Bächlein schon ins Auge. Ich wurde sogar mal von einem anderen Spaziergänger angesprochen, was ich denn verloren hätte, weil ich wie gebannt in den Bach starrte. Er meinte, er könne mir suchen helfen, wenn er wüsste, nach was ich Ausschau halte. Er wurde von mir schmunzelnd aufgeklärt - ich hielt Ausschau nach Fischen! Das ist wirklich wie ein Zwang, es ist einem unmöglich, an einem Fließgewässer vorbeizulaufen, ohne reinzustarren. Nur um dann wissend zu nicken: Ja da steht sie, eine wunderschöne Bachforelle, ein fetter Aitel oder gar eine Mühlkoppe ( zugegeben: ich habe bisher nur eine entdeckt in all den Jahren, sie sind einfach perfekt getarnt).
Jedenfalls hab ich mir auf meinem Weg mehr als einmal gedacht: "Schade, dass wir in diesem wunderschönen Bach nicht angeln können." Umso größer war die Freude, als ich erfuhr, dass wir in unserem Fischereiverein den Brunnenbach seit letztem Jahr befischen dürfen. Die Strecke an der sogenannten Hundewiese in Haunstetten nahe Siebenbrunn ist durch den natürlichen, meanderförmigen Lauf besonders interessant. Vorausgesetzt man kommt klar, wenn hin und wieder ein Hund neugierig, tollpatschig oder durstig, aber bisher immer freundlich interessiert, auf einen zukommt.
Und es gibt eine weitaus größere Herausforderung - das schnapsklare Wasser! Den Slogan "Fischen in schnapsklarem Wasser" haben sich eigentlich die Österreicher für die Großarler Ache geschnappt, aber von diesem Gewässer erzähle ich gerne ein anderes Mal.
Der Brunnenbach ist unfassbar klar, schön strukturiert und wartet stellenweise auch mit einer ordentlichen Fließgeschwindigkeit auf.
Hier ist unbedingt feines Gerät von Vorteil. Mit einer 3er Fliegenrute, Vorfachstärken 12 bis 14 und eher kleinen Nymphen und Trockenfliegen kann man hier eine sensationelle Fischerei erleben. Durch das üppig mit Sträuchern und Bäumen bewachsene Ufer ist auch eine Menge Geduld gefragt. Einmal nicht aufgepasst, hat man schnell einen Hänger im Geäst. Der Fisch ist schon weg, bevor wir unseren Unmut darüber ausgesprochen haben.
Fische hat es genug. Ich behaupte, wir finden hier auch einen natürlichen Bestand an wunderschön gezeichneten Bachforellen. Natürlich gibt es auch besetzte Bach- und Regenbogenforellen. Wobei letztere irgendwie ein bisschen deplaziert wirken im Gegensatz zum Rest des Fischbestandes. Und auch die üblichen Weißfische, sowie ein paar schöne Äschen, finden hier den passenden Lebensraum.
Es macht Sinn, sich sachte zu bewegen und das Wasser genau zu beobachten. Man wird sofort gesehen und die Fische flüchten sofort, wenn sie merken, dass dieser Schatten da nicht hin gehört.
Erwähnenswert ist auch die abwechslungsreiche Struktur des Brunnenbaches und die teilweise doch beträchtliche Tiefe. Oft bedeckt von grasgrünen Krautfahnen, lauert darunter des Fliegenfischers Beute und schießt unverhofft an die Oberfläche um die angebotene Fliege zu schnappen.
Mehr als einmal hatte ich solche Bisse, mit denen ich gar nicht gerechnet hatte. Wilde Fluchten, Totholz, Steine und Zweige arbeiten zweifellos für den Fisch. Meine Fliege, natürlich mit Schonhaken, wird dann gern mal im Kraut "ablegt". Manchmal dauert es peinlicherweise auch wenig, bis die Fischerin das merkt. Kraut bewegt sich schließlich auch. Schonhaken machen schon deswegen Sinn, weil die Wahrscheinlichkeit ein "Baby" an den Haken zu bekommen durchaus gegeben ist. Es schwimmen hier nicht nur Maßige herum. Um die Kleinen unversehrt zurücksetzen zu können, versteht sich ein widerhakenloser Haken von selbst!
Ich hatte jedenfalls eine wunderschöne Zeit am Brunnenbach, konnte Wild beobachten, wurde fast von einem Eisvogel gestreift und führte anregende Gespräche über die Corona-Pandemie, die uns alle betrifft und in Atem hält. Und auch das ist möglich: eine friedliche Coexistenz zwischen Fischern und Hundehaltern, Joggern und Spaziergängern, die, wenn man ihnen ein Lächeln schenkt, auch zurücklächeln und mit gebührendem Abstand über Gott und die Welt plaudern.
Bis man den Plausch beendet hat, findet auch sich auch die Forelle wieder an ihrem Standplatz ein und wir sind wieder im Spiel. Und wer weiß, vielleicht lässt sie sich mit einem anderen Muster diesmal überlisten?
Tanja Tekampe